250.000 Besucher*innen folgten von November 2018 bis März 2019 der Einladung des Gemeinschaftsprojekts „100 Jahre Revolution – Berlin 1918/19“ von Kulturprojekte Berlin zur Auseinandersetzung mit der Revolution vor 100 Jahren. Mehr als 70 Partner erinnerten stadtweit in über 250 Ausstellungen und Veranstaltungen an die historischen Ereignisse, die mit der Revolution begannen und zur ersten deutschen Demokratie führten. Der Themenwinter griff dabei aktuelle politische Debatten auf und fragte auch nach dem Umgang der heutigen Gesellschaft mit den Herausforderungen der Demokratie. Themen wie Pressefreiheit, Fake News, Populismus, politische Teilhabe, das Recht auf Leben, Selbstbestimmung wurzeln ungeahnt tief in der Revolutionszeit.
Zum Projekt:

Auf historischen Fotos ist zu sehen, dass damals Möbelwagen als Barrikaden genutzt wurden, zum Beispiel auf der heutigen Karl-Liebknecht-Straße, wo gleich zwei Möbelwagen die Straße blockierten.
Ein solcher erhaltener und umgebauter historischer Möbelwagen ist zentrales Element des Themenwinters.
Er machte an verschiedenen Plätzen der Berliner Innenstadt Station und lud dazu ein, Näheres zu den Hintergründen rund um die Revolution zu erfahren. So versteckten sich hinter 40 Klappen Geschichten und wichtige Ereignisse der Revolutionstage in Berlin, die sich in Wort und Bild entdecken lassen. Im Inneren erzählen Hörstationen Biografisches und Alltagssituationen wichtiger Protagonist*innen aus dem ereignisreichen Winter 1918/1919.




Die Künstler*innengruppe Plastique Fantastique (Marco Canevacci und Yena Young) erweiterten den Wagen um eine „transparente pneumatische Architektur“ zum Begegnungs- und Diskussionsort. Durchsichtige Wände und leichte, mobile Strukturen öffnen sich in den Straßenraum und beziehen Interessierte wie zufällige Passant*innen in das Geschehen mit ein. „Stadt“, „Transparenz“ und „Teilhabe“ gewinnen so eine neue Lesart. In dieser Architektur finden Gespräche statt und es werden Filme gezeigt wie „(R)Evolution“ von Lillian Rosa oder 1000 Gestalten, die in starken Bildern von Aktivismus, Widerstand und Revolutionen weltweit erzählt.
Die Künstlerin Christiane ten Hoevel ließ in ihrer Arbeit ‚Anzetteln‘ Berlinerinnen und Berliner zu Wort kommen. Sie motivierte an den verschiedenen Standorten des Möbelwagens Passanten und ein breites Publikum zum Mitwirken und sammelte vielfältige Meinungsäußerungen. Die Gedanken und Forderungen zu Freiheits- und Menschenrechten wurden auf Protestschildern notiert. Keine Demonstration ohne solche Schilder, das galt auch schon während der Revolution 1918/19. „Anzetteln“ war wie alle Aktionen – ab Februar im „Revolutionszentrum Podewil“ zu sehen.

Im Februar 2019 inszenierte die renommierte japanische Installations- und Performance-Künstlerin Chiharu Shiota den Möbelwagen. Ihre für den Revolutionskontext eigens geschaffene Installation wurde im Februar am „Revolutionszentrum Podewil“ eröffnet.




Während des Themenwinters „100 Jahre Revolution – Berlin 1918/19“ wurde das Podewil zum Revolutionszentrum. Das umfangreiche Programm wurde mit zahlreichen Kooperationspartnern realisiert.
„Versammelt Euch!“, „ Macht Frieden!“, „Mischt euch ein!“, „Informiert Euch!“, „Keine Gewalt!“, „Beteiligt alle!“, „Solidarisiert euch!“: Jeden Montag ging es um die zentralen Fragen der Revolution vor 100 Jahren und um ihre Relevanz in der heutigen Zeit, mit Diskussionen und Vorträgen, Gesprächen, Konzerten, Film, Theater und Poetry Slam.
Einmal im Monat fand die „Talkshow aus der Zukunft“ statt. Expert*innen und prominente Stimmen der Gegenwart stehen Rede und Antwort in der Diskussion um demokratische Grundrechte und deren Visionen. Das Format „Talkshow aus der Zukunft“ verknüpft die Perspektiven aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, um über essentielle Fragen zu Gesellschaft und Demokratie zu sprechen. Utopie und Dystopie, der Blick zurück und der in die Zukunft nehmen die Themen auf, die ungeahnt tief in der Revolutionzeit 1918/19 wurzeln. Als Gäste haben unter anderem zugesagt: Andreas Platthaus, Sven Felix Kellerhoff, Martin Sabrow, Jutta Ditfurth, Harald Welzer und Philipp Ruch; die Moderation der Gesprächsreihe hat Christine Watty von Deutschlandfunk Kultur übernommen.
Mehr Informationen bei Kulturprojekte Berlin.
Gesamtleitung: Moritz van Dülmen, Simone Leimbach
Projektleitung/ Kuratorin: Jaana Prüss
Veranstaltungsmanagement: Carla Barzen, Adina Schroeter
Wissenschaftliche Leitung: Dr. Bjoern Weigel, Dr. Henning Wellmann
Technische Leitung: Maria Kusche
Social Media: Charlotte Landwehr
Marketing: Till Hurlin, Annette Charlotte Heine